In der stationären Kinder- und Jugendhilfe haben die meisten Kinder und Jugendlichen irritierende Wechsel und oft auch tiefe Brüche in ihren Lebensgeschichten erleben müssen. Von der frühen Kindheit bis in die Pubertät hinein erfahren sie oftmals, wie Bezugs- und Bindungspersonen einander abwechseln und wie zentrale Vertrauenspersonen im Verlaufe des Hilfeprozesses verloren gehen.
Unter diesen besonderen Bedingungen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe ist eine positive Persönlichkeitsentwicklung für den jungen Menschen mit großen Herausforderungen verbunden. Die Geschichten der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind häufig vor allem durch das Fehlen wichtiger positiver Erfahrungen geprägt.
Die eigene Biografie ist, begonnen bei der Bindungsentwicklung, eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung von Selbstwert und der eigenen Persönlichkeit. Biografiearbeit kann helfen, Leerstellen in den Lebensgeschichten der Klient*innen auszufüllen und Klarheit schaffen, um Herausforderungen positiv begegnen zu können. Biografiearbeit hat das Ziel, auch schwierige Lebenserfahrungen in die Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen zu integrieren.
Biografische Selbstreflexion stellt eine Möglichkeit der Identitätsfindung dar. Das Verstehen der eigenen Lebensgeschichte erleichtert die Annahme der eigenen Person und bietet Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zum persönlichen Wachstum. Mit kreativen Methoden und Hilfestellungen können wichtige Verarbeitungsprozesse der Kinder und Jugendlichen unterstützt werden.
Unsere eintägige Praxisfortbildung stellt Biografiearbeit als ergänzende Methode im Rahmen der Erziehungshilfe vor. Die Teilnehmenden lernen, die Lebensgeschichte des jungen Menschen systematisch zu thematisieren und die Verarbeitung lebensgeschichtlicher Ereignisse zu fördern. Als „lockere“ Methode kann Biografiearbeit sowohl in Einzel- als auch in Gruppensettings eingesetzt werden. Durch die Vielschichtigkeit der Methode kann im Alltag, je nach individueller Problemlage, auf Kinder und Jugendliche gut eingegangen werden. Man kann individuell entscheiden, welche Aspekte im Rahmen der Biografiearbeit in den Mittelpunkt gestellt werden.
Inhalte der Praxisfortbildung sind u.a.:
Impulsvortrag, Selbstreflexion, Methodenbörse; Praktische Methoden der Biografiearbeit werden in Kleingruppen ausprobiert und methodisch besprochen.
09.30 Uhr Stehkaffee
10.00 Uhr Seminarbeginn
12.30 Uhr – 13.30 Uhr Mittagspause
17.00 Uhr Ende der Veranstaltung
Die Fortbildung richtet sich an pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen im direkten Kontakt arbeiten sowie pädagogische Fachberater*innen, die Kolleg*innen, Pflegepersonen, Wohngruppenteams oder andere Betreuungssysteme übergeordnet begleiten und beraten.